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„Hallo Leben, hier bin ich!“

Ein arktischer Sturm, eisige Kälte in der Nacht und anstrengende Tage auf dem Hundeschlitten – trotz aller Strapazen hat der Fjällräven Polar 2023 bei Katrin Riedmayr vieles zum Positiven verändert. Eine Geschichte über Freundschaften, Selbstvertrauen, Polarlichter und die Liebe zu Hunden.

„Man ist wirklich wie im Nirvana. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt, hat keinen Kontakt zur Außenwelt – und auf einmal denkt man: ‚Was? Ich muss zurück ins normale Leben?‘“

Die Erinnerung an die Zielankunft beim Fjällräven Polar 2023 bewegt Katrin Riedmayr noch heute sichtlich. „Erleichterung war es nicht!“, beschreibt sie ihre Gefühle ein halbes Jahr danach. „Mich überwältigte der Gedanke: ‚Es ist vorbei!‘ Ich wusste gar nicht, was mit mir passiert. Ich habe nur gedacht: ‚Oh nein, die Hunde – ich werde sie nicht wiedersehen!‘“

Auf ins Abenteuer! Katrin Riedmayr beim Fjällräven Polar 2023.

Die sechs Tage auf dem Hundeschlitten in der tief verschneiten arktischen Wildnis Skandinaviens haben einiges mit Katrin gemacht: „Ich bin sehr dankbar. Diese Reise war eines der besten Dinge, die mir für meine persönliche Entwicklung passieren konnten.“

Vorauszusehen war das nicht, als sie die Ausschreibung für den Fjällräven Polar im Herbst 2022 zufällig auf ihrem Instagram-Account entdeckte. Zunächst scrollte sie weiter, aber die Bilder blieben ihr im Kopf: „Ich dachte: Coole Aktion!“ Sie fand, der Event treffe ihre Werte ziemlich genau – und machte „einfach mal mit“, ohne zu erwarten, letztlich tatsächlich bei der 300 km langen Hundeschlittenfahrt nördlich des Polarkreises dabei sein zu dürfen. Denn nur zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten unter den Tausenden Bewerbungen ausgewählt werden. „Ich fand, dass das wie ein Lottogewinn wäre … und weiter habe ich gar nicht gedacht!“

Katrin, die sich als neugierig, ehrlich und „im positiven Sinne eigen“ beschreibt, hat „Nachwachsende Rohstoffe“ am Straubinger Campus der TU München studiert und ist seit zwei Jahren Klimaschutzmanagerin im Landratsamt Dingolfing-Landau. Die 28-Jährige engagiert sich schon lange für Naturschutzthemen, zum Beispiel beim Vogelschutzbund. „Mein Job kommt mir sehr sinnvoll vor und ich kann viel Energie daraus schöpfen, weil es meine Passion ist“, findet sie.

Der „Motor“ der Expedition: Die Schlittenhunde.

„Weniger Partys, mehr Natur!“

Die outdoorbegeisterte Dingolfingerin ist in einer Familie aufgewachsen, die oft draußen war. Ihre Eltern hatten Pferde, die sie auf einem eigenen Grundstück hielten: „Das war wie eine Oase, ein Spielplatz in der Stadt. Da war ich als Kind immer – oder wir haben etwas Sportliches gemacht.“ Als Jugendliche fuhr sie sehr aktiv Ski im Bayerischen Wald, verband dabei Sport und Natur. „Das waren die zwei Dinge, die mich geprägt haben. Seitdem war mir die Natur immer wichtig.“ Diese empfand sie stets als Zufluchtsort. Je älter sie wurde, desto naturverbundener wurde sie, nach dem Motto: „Weniger Partys, mehr Natur!“

Nachdem der Beschluss einmal gefasst war, sich beim Fjällräven Polar zu bewerben, machte sich Katrin umgehend ans Werk. Abendelang schnitt sie die Videos für die drei Challenges zusammen: „Dabei hatte ich viel Spaß. Ich habe die Themen der Challenges sehr unterstützt und dachte, das ist eine gute Sache.“ Sie beobachtete auch die Bewerbungen anderer und war begeistert. „Es waren richtig gute Sachen dabei. Ich habe nicht gedacht, dass ich das Glück haben würde, ausgewählt zu werden.“

Umso überwältigter war sie, als sie einige Wochen später erfuhr, dass sie zu den zwanzig Glücklichen gehört, die Anfang April an den Polarkreis aufbrechen dürfen: „Das war ein besonderer Moment. Den vergisst man nicht so schnell. Ich bin in Tränen ausgebrochen!“

In der Vorbereitung auf die Abreise begann sie, sich mit den anderen Mitgliedern der Expedition auszutauschen, und versuchte, sich in die Situation am Polarkreis hineinzuversetzen. Sie studierte Videos von der Veranstaltung, auch die Vorbereitungs-Calls mit dem Fjällräven Polar Staff gaben ihr viel. Körperlich fühlte sie sich als Sportlerin fit für die Aufgabe. Sie versuchte, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen.

Bestens gelaunt: Katrin beim Team-Meeting.

Am Tag des Abfluges war sie dann „richtig aufgeregt“: „Das war für mich das größte Abenteuer, das bevorsteht. Dieses Gefühl kann man nicht wieder kreieren. Ich weiß nicht, was es für mich Größeres geben könnte, als so eine Reise zu erleben.“

Während in Niederbayern schon der Frühling begonnen hatte, wurde sie im schwedischen Sigtuna von einer Schneelandschaft empfangen. Im Hotel gab es kurze Workshops zum Umgang mit der Kälte oder zum Feuermachen, abends dann die „Henkersmahlzeit“ mit fünf Gängen und der Gelegenheit, die Mitreisenden näher kennenzulernen. Am nächsten Morgen ging es per Flugzeug weiter in den Norden nach Kiruna und dann nach Poikkijärvi zu Schlittenhundehalter Kenth Fjellborg, wo Katrin ihre Hunde kennenlernte.

„Da ist mein Herz aufgegangen. Das war einer der schönsten Momente, als ich das erste Mal die Hunde hörte.“ Katrin ist mit Tieren großgeworden und hatte bis 2016 selbst einen Hund, der leider früh verstorben ist. „Das sind ganz besondere Tiere“, schwärmt sie. „Vor allem die Schlittenhunde sind sehr feinfühlig, ganz liebe Wesen.“

Das Zelt bietet Schutz in der Nacht – aber einmal schlief das Team auch unter freiem Himmel.

Wie auf einem anderen Planeten

Nach der Einteilung der Hunderudel ging es ohne viel Federlesens oder Probefahrt schon los:  Rauf auf den Hundeschlitten, und ab die Post! „Der erste Kilometer, das sind Bilder, die man nicht vergisst“, erinnert sich Katrin. „Man ist ja wirklich weg von der Zivilisation und lässt sich auf etwas ein, von dem es kein Zurück mehr gibt.“

In den folgenden Tagen führte sie der Fjällräven Polar Richtung Norden durch Sevujärvi, Kattuvuoma, Råstojaure und Pältsa, eines der größten Permafrostgebiete Europas, bis nach Signaldalen in Norwegen. Auf Katrin und ihre Mitreisenden warteten karge weiße Tundra, zugefrorene Seen und schneebedeckte Bergwälder: „Eine richtig weite Landschaft, das kann man sich nicht vorstellen, wenn man in Deutschland geboren ist. Es war teilweise wie auf einem anderen Planeten.“

An den ersten Tagen herrschten gute Bedingungen: „Blauer Himmel, glitzernder Schnee, Kaiserwetter, als wir über die Seen gefahren sind – es war richtig schön einladend und zunächst auch noch nicht so kalt“, berichtet Katrin. Richtig eisig sei es bei der Übernachtung im Freien ohne Zelt und beim Blizzard am letzten Tag gewesen.

Katrins Team: Wenceslas „Celas“ Marie-Sainte, Maëlys Morel und John Ayche.

Abends im Camp ist man konstant beschäftigt: Hunde versorgen, Wasser holen, Lager aufbauen, den Nachbarn beim Zeltaufbau helfen, Essen kochen … „Man funktioniert einfach nur noch. Dann kriecht man müde in den Schlafsack – und kann nicht schlafen, weil die Polarlichter am Himmel leuchten!“, erzählt Katrin mit glänzenden Augen. „Das war das Phänomenalste – ich habe Tschüss gesagt zur Zivilisation und ‚Hallo Leben, hier bin ich!‘“ Es sei unbeschreiblich, was sie alleine in den ersten zehn Stunden der Reise gefühlsmäßig für einen Prozess durchlaufen habe.

Nachts im Zelt übernachtete sie mit der in Kanada lebenden Französin Maëlys, der jüngsten Teilnehmerin der Expedition. Außerdem gehörten Celas und John zu ihrem Viererteam, beide ursprünglich aus Frankreich und jetzt in anderen Ländern lebend, beide auch unter 35. Das Quartett wurde von dem norwegischen Schlittenhundeführer Roy Ugseth geführt. „Wenn man auf dem Schlitten steht und Kilometer um Kilometer zurücklegt, dann sind die Leute aus deinem Team die Bezugspersonen. Man ist auf sie angewiesen, jeder muss seinen eigenen Beitrag leisten – und ohne die Hunde ist man aufgeschmissen, die sind der Motor.“

Die Viererteams stellt der Veranstalter nach Alter und Interessen zusammen. Dieses Team sei das Wichtigste, so Katrin: „Die anderen Teams sieht man im Camp, aber während des Tages, beim Aufbauen und Essen, ist das deine Familie.“ Zu diesen Menschen entwickele man die stärksten Beziehungen und lerne sie richtig gut kennen.

„Hunde sind ganz besondere Tiere“, schwärmt Katrin.

„Ist das echt? Ist das ein Traum?“

Nach einigen Tagen erreichten sie die Berge, und die Fahrt wurde anstrengender. Bergauf brauchten die Hunde mehr Unterstützung, und Katrin versuchte, das Eigengewicht vom Schlitten zu nehmen. „Man ist ständig mit sich und dem Hundeteam beschäftigt“, betont sie. „Mal muss man die Seite wechseln, mal mit der Leine aufpassen – man ist immer gefordert. Man stellt sich nicht drauf und kann dann Däumchen drehen.“

Mit der Höhe wurde auch das Wetter immer anspruchsvoller – kälter und windiger. Die Kräfte schwanden, die Landschaft wurde dramatischer. „Am letzten Tag erwartete uns auf einer Hochebene eine Mondlandschaft. Da war nichts. Ich dachte: ‚Wo bin ich? Gibt es das wirklich? Alles ist nur weiß. Ist das echt? Ist das ein Traum?‘“

Dazu kam der Sturm, der den Teilnehmern die eisigen Schneekristalle ins Gesicht peitschte. „So ein Wetter wie am letzten Tag kannte ich nicht“, erinnert sich Katrin. „Ich habe mich gefühlt, als wäre ich in einem Film. Ich dachte, das kann nicht echt sein!“ Sie verkroch sich tief in ihrem Fjällräven Polar Expedition Parka, versteckte sich hinter dem Schlitten und konzentrierte sich darauf, den Handgriff nicht loszulassen – sonst rennen die Hunde mit dem Schlitten alleine weiter. „Bei diesem Sturm dachte ich: Wow, die Natur hat es wirklich in sich!“ Am meisten beeindruckte sie, dass die Hunde nicht aufgaben: „Die haben das einfach durchgezogen, Respekt!“

Dann die Ankunft in Signaldalen: Ein Wechselbad der Gefühle, Tränen, der Abschied von den Hunden, die tiefe Dankbarkeit ihnen gegenüber. Das Gejohle (und der Gestank) im Bus ins Hotel. Die langersehnte Dusche und abends die Party zum Abschied.

Gut gepackt: Der Schlitten ist Transportmittel für Mensch und Ausrüstung.

So wunderschön, dass man es nicht in Worte fassen kann

„Ich habe vom Polar mitgenommen, dass es unberührte Erde gibt, die auch unberührt bleiben sollte“, sagt Katrin. „Durch unberührte Natur zu reisen, ist eine Ehre. Solche ursprünglichen Fleckchen auf der Erde sind schützenswert.“ Das Erlebnis im hohen Norden hat sie bestätigt, dass der Job, den sie ausübt, wichtig ist: „Man muss alles dafür tun, das zu bewahren, was so wunderschön ist, dass man es nicht in Worte fassen kann.“

Was sie ebenfalls beeindruckt hat: Dass eine solch positive Grundstimmung und Gemeinsamkeit entstehen kann, wenn Leute aus aller Welt aufeinandertreffen, die von Alter und Charakter her sehr unterschiedlich sind. Sie hat Freundschaften fürs Leben geknüpft. „Diese Reise hat uns verbunden, und das kann man durch nichts anderes erzeugen als durch so ein Erlebnis. Es ist wirklich eine Polar-Familie!“

Durch den Fjällräven Polar hat sich ihr Leben verändert, hat sie selbst sich verändert: „Ich war eher introvertiert, und jetzt bin ich teilweise extrovertiert oder traue mich zumindest, etwas zu sagen, wenn es angemessen ist. Das lässt mich auch nicht mehr los.“ Sie habe durch die Reise erfahren, wer sie sein möchte, und ihren Horizont erweitert. Und ihr ist bewusst geworden, dass ihre persönliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, dass das Leben noch voller Möglichkeiten steckt.  

Wann geht's endlich los? „Die Hunde lieben es, in ihrem Team zu laufen", sagt Katrin.

Für alle, die sich nun für den nächsten Fjällräven Polar bewerben möchten, hat Katrin wertvolle Tipps: „Ich würde jedem empfehlen, sich Zeit zu nehmen, in sich reinzuhören und Spaß zu haben – vor allem sollte man versuchen, man selbst zu sein.“ Man solle probieren, sich durch eine gute Idee abzuheben und sich zu trauen, diese umzusetzen. „Die Aufgaben erfüllen und andere inspirieren – das ist ein wichtiger Aspekt.“

Und welche Ratschläge hat sie für diejenigen, die tatsächlich die Reise antreten dürfen? Die Antwort findet sie schwierig, schließlich sei jeder Mensch anders – die einen frieren leicht, den anderen geht die Kraft aus, wieder andere haben Überwindungsängste mit den Hunden. Dennoch schlägt sie vor: „An seinen Schwächen arbeiten und den Tag so gestalten, dass man sich jeden Tag eine kleine Herausforderung stellt – dann ist man für die große Herausforderung bereit.“ Wichtig sei es, die Videos anzuschauen, um sich in die Stimmung hineinzuversetzen – beispielsweise die offizielle Kurzdoku von Fjällräven oder den von ihr selbst gedrehten Film.

Mental kann man sich ihrer Meinung nach kaum vorbereiten: „Es ist unberechenbar, was die Reise mit einem macht. Ich hatte nicht erwartet, dass ich am Ende weine, dass mich das so berührt, dass mich das so langfristig beschäftigt.“  

Nach all diesen Erfahrungen würde Katrin die Reise auf jeden Fall wieder antreten: „Es gab in meinem Umfeld Leute, die haben anfangs nicht verstanden, was mit mir los ist. Was bewegt einen dazu, 300 km durch die Kälte zu fahren, ohne Bett? Die Reise gibt die Antwort: Es ist das Bestreben, sich einer Herausforderung zu stellen. Ich würde es jedem weiterempfehlen!“

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