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Im digitalen Zeitalter neue Verbindungen knüpfen

Kert Kivaste musste ein außergewöhnliches Abenteuer erleben, um von seiner geliebten Technik loszukommen. Hier erklärt er, wie eine 300 km lange Reise durch die Arktis ihm half, eine andere Art von Verbindung zu finden.

Kert legt eine lange Pause ein, bevor er von einem besonderen Moment während des Fjällräven Polar erzählt: „Als wir die Berge erreichten, überwältigten mich die Gefühle. Es ist schwer zu beschreiben, was ich in diesem Augenblick empfand – es war eine Mischung aus Ehre, Freude, Glück, Demut und Dankbarkeit. Ich war einfach überwältigt. Das ist ein Moment, den ich nie vergessen werde.“

Kert, der sich selbst als Technikfreak bezeichnet, stammt aus Estland, wo er eine Karriere als Berater in der „Software as a Service“-Start-up-Branche aufgebaut hat. Er gibt unumwunden zu, dass er im Laufe seines Lebens sehr viel Zeit damit verbracht hat, in Bildschirme aller Formen und Größen zu starren – auch in einen oder mehrere gleichzeitig, in das neueste Modell bis zu einem, den man inzwischen als antik bezeichnen würde.

Sein Interesse an Technik entwickelte sich schon früh. Sein Vater hatte Informatik studiert – ein Fach, das in den 1970er-Jahren in der damaligen Sowjetunion noch weitgehend unbekannt war. Seine Mutter war Psychiaterin und sehr an der menschlichen Natur interessiert. Diese beiden Einflüsse zeigen sich, wenn er über die Komplexität der heutigen Technik spricht: „Eine Axt ist ein gutes Werkzeug: Man kann damit in den Wald gehen, einen Baum fällen und daraus Brennholz machen. Aber man kann eine Axt auch benutzen, um Schaden anzurichten. Das Werkzeug an sich ist nicht schlecht – es kommt darauf an, was man damit macht.“ Genau so betrachtet er auch die moderne Technik: als Werkzeug, das für Gutes oder für Schlechtes eingesetzt werden kann.

Diese Dualität ist etwas, das ihn auch persönlich betroffen hat. Er hatte jahrelang verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, seinen Umgang mit Technik einzuschränken. Aber nichts hatte sich bewährt. In Kombination mit seinem anstrengenden Arbeitsleben gipfelte dies in einem Burn-out und einer Entscheidung, die ihn schließlich eine neue Richtung einschlagen ließ. „Ich musste mir eine Auszeit nehmen und nachdenken“, gibt er zu.

Im September 2022 kündigte er seinen Job, packte seine Koffer und brach mit seiner Freundin auf eine Reise durch Amerika auf. Er wollte ein gesünderes Gleichgewicht in seinem Leben finden, auch und gerade hinsichtlich seiner Beziehung zur Technik. Zwei Monate später entdeckte er in den sozialen Medien einen Beitrag über den Fjällräven Polar. Kert beschloss, dass nur eine Expedition in die schwedische Arktis wirklich beweisen könnte, ob er ohne Technik auskommen kann: „Ich habe früher nicht nur viel Zeit am Computer verbracht, sondern mich auch nie besonders gesund ernährt oder viel Sport getrieben. Ich wollte besser auf mich aufpassen. Dann bekam ich einen Platz beim Fjällräven Polar. Das bedeutete, dass ich versuchen musste, in die beste Form meines Lebens zu kommen. Das motivierte mich sehr.“

Kert verbrachte einige Monate in Estland, wo er an Trainingskursen teilnahm und sich fit machte. Im April 2023 reiste er mit 19 anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Fjällräven Polar in den hohen Norden Schwedens. Gemeinsam lernten sie die wichtigsten Überlebenstechniken – wie man sechs Schlittenhunde lenkt und führt oder wie man sich auf eine 300 km lange Reise durch die eisigen arktischen Landschaften vorbereitet. Darüber hinaus musste Kert mit Menschen zusammenleben, reisen und arbeiten, die er noch nie zuvor getroffen hatte. Es gab eine Menge zu verarbeiten. 

Während der Expedition müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fast ununterbrochen körperliche Arbeit verrichten. Sie fahren mit ihren Hundeschlitten stundenlang durch unwegsames Gelände. Im Camp geht die Arbeit dann weiter, um die Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken zu befriedigen – und das in einer Umgebung, in der die Schneedecke bis zu einem halben Meter hoch sein kann. Es ist nicht immer alles angenehm, aber es gibt immer etwas zu tun. Diese Facetten des Expeditionslebens waren für Kert völlig neu. Doch er genoss es, im Hier und Jetzt zu leben: „Schlafen, Essen und der Gang zur Toilette sind Gewohnheiten, über die man im Alltag nicht nachdenkt. Auf der Expedition verbrachten wir die Hälfte des Tages damit, diese grundlegenden Dinge zu erledigen. Schnee schmelzen und zwei Stunden lang Wasser kochen, damit das Team essen und trinken kann; die Zelte aufstellen; das Lager einrichten. Das hat mich wirklich auf das Wesentliche zurückgeführt und mich dazu gebracht, den Moment zu genießen.“

Mit der Zeit, sagt Kert, habe er einen neuen Rhythmus gefunden. Und da alle ein gemeinsames Ziel hatten und ähnliche Kämpfe mit sich ausfochten, wuchs die Kameradschaft im Team schnell. Es gab zwar immer wieder Momente, in denen er mehr über die anderen erfuhr – zum Beispiel über seinen Zeltkameraden Thomas in Gesprächen kurz vor dem Schlafengehen –, aber die Tage waren so sehr mit Aufgaben und Hundeschlittenfahrten ausgefüllt, dass es nur wenige Gelegenheiten gab, über das Leben außerhalb der Expedition zu sprechen, geschweige denn auf ein Smartphone zu schauen: „Ich habe überhaupt nicht an Technik gedacht und keinen Drang verspürt, mein Telefon zu benutzen. Die Orte, an denen ich mich aufhielt, die Menschen, mit denen ich zusammen war, und die Aufgaben, die wir zu erledigen hatten, haben mich von allem anderen abgelenkt.“  

Rückblickend hat er wertvolle Erkenntnisse darüber gewonnen, wie man Techniksucht bekämpfen kann. Alles beginnt damit, die richtige Umgebung zu schaffen: „Frage dich, wie du dein Umfeld so gestalten kannst, dass es weniger von der Technik und mehr von anderen Dingen abhängt. Es ist wichtig, auch andere Menschen in diesen Prozess einzubeziehen. Verbringe mehr Zeit mit Freunden, verbringe Zeit in der Natur, und triff im Voraus Verabredungen mit anderen, damit ihr auch alle in der Verantwortung steht.“ 

Den Abenteurer in sich freilegen

Bei jeder Expedition gibt es eine Phase, in der die Emotionen überkochen. Man hat seine persönlichen Höhen und Tiefen. Man stellt philosophische Überlegungen an und hat Zeit für tiefe Reflexionen über das Leben zu Hause. Oft sind es die subtilen oder dramatischen Veränderungen in der Landschaft, die einen beeindrucken – weit weg von den gewohnten Anblicken, Geräuschen und Mustern der Zivilisation.

Bei Kert war es am vierten Tag so weit, als das Gelände schwieriger wurde, die Tage sich länger zogen und die Teams mit ihren Schlittenhunden in exponiertes, bergiges Gelände aufstiegen. „Alles änderte sich plötzlich. Ich war schon oft in den Bergen gewesen, aber noch nie im Winter. Die Landschaft, die Stille, diese Ruhe! Es war ehrfurchtgebietend. Ich brach in Tränen aus, als ich das alles in mich aufnahm. Die Berge sind einfach so riesig, und wir sind nur kleine Menschen neben diesen Giganten – das macht einen wirklich demütig.“   

Alles änderte sich plötzlich. Ich war schon oft in den Bergen gewesen, aber noch nie im Winter. Die Landschaft, die Stille, diese Ruhe! Es war ehrfurchtgebietend. Ich brach in Tränen aus, als ich das alles in mich aufnahm. Die Berge sind einfach so riesig, und wir sind nur kleine Menschen neben diesen Giganten – das macht einen wirklich demütig.

Kert beschreibt, wie diese Erfahrung ihn dazu brachte, den Abenteurer in sich freizulegen und zu verstehen, warum Menschen versuchen, Berge zu bezwingen oder in extreme Umgebungen zu reisen: „Ich habe mich immer gefragt, warum die Leute das machen. Aber als ich es am eigenen Leib spürte, habe ich verstanden, warum Forscher das tun, was sie tun.

(Wieder) Im Gleichgewicht

Kert lächelt, wenn er über sein heutiges Verhältnis zur Technik spricht. Inzwischen hat er sich wieder in der realen Welt eingelebt: „Es ist definitiv besser geworden! Ich habe ein paar Trainingsgruppen, denen ich schon vor dem Fjällräven Polar beigetreten bin, und an den meisten Abenden unter der Woche mache ich Sport oder gehe schwimmen. Ich habe bestimmte Zeiten, an denen ich mit bestimmten Leuten etwas anderes tue.“  

Er gibt zu, dass er ein wenig Angst hat, wieder in das gleiche Hamsterrad zu geraten, das ihn schon einmal ausgebrannt hat. Aber er geht jetzt so an seinen Beruf heran, dass er sich auch Zeit für sich selbst nehmen kann. Außerdem möchte er ausprobieren, wie er anderen bei ihren Problemen oder Abhängigkeiten von der Technik helfen kann. „Die Teilnahme am Polar hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt – einfach dabei gewesen zu sein und ihn durchgestanden zu haben. Das hat mir gezeigt, dass ich zu vielem fähig bin. Ich habe jetzt nicht mehr das Gefühl, dass viele Dinge für mich unerreichbar sind.“

Natürlich ist Kert bis heute über die WhatsApp-Chatgruppe mit den anderen neunzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Kontakt. Er hatte sogar schon Besuch von seinem amerikanischen Teamkollegen Chris und dessen Bruder: „Wir waren zwei Nächte zusammen in Tallinn unterwegs. Ich hoffe, dass es noch mehr solcher Begegnungen geben wird – entweder kommen Leute zu mir zu Besuch oder ich versuche, zu ihnen zu reisen.“

Der Fjällräven Polar führt dich auf eine Reise, auf der du so viele Dinge lernst und tust, dass es unmöglich in Worte zu fassen ist. Es sind sehr gute Freundschaften entstanden. Wir haben etwas zusammen erlebt, das wahrscheinlich niemand in unseren Kreisen so richtig versteht. Es war eine außergewöhnliche Gelegenheit, die man nur einmal im Leben hat.

Das ist vielleicht der Punkt, an dem er die stärksten Verbindungen knüpfte – mit den Menschen, mit denen er diese harte, einzigartige und epische Reise teilte. Die meisten von ihnen benötigten Tage oder Wochen, um das Erlebte zu verarbeiten. Aber Kert weiß, dass sie Teil von etwas Besonderem waren, und dass sie deshalb in Kontakt bleiben werden. „Der Fjällräven Polar führt dich auf eine Reise, auf der du so viele Dinge lernst und tust, dass es unmöglich in Worte zu fassen ist. Es sind sehr gute Freundschaften entstanden. Wir haben etwas zusammen erlebt, das wahrscheinlich niemand in unseren Kreisen so richtig versteht. Es war eine außergewöhnliche Gelegenheit, die man nur einmal im Leben hat.“

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