In der Natur lernt es sich leichter
Je mehr Zeit die Menschen in der Natur verbringen, desto mehr schätzen und lieben sie diese und setzen sich für sie ein. Davon sind nicht nur wir fest überzeugt, sondern auch der Deutsche Wanderverband.
Draußen sein, sich frei bewegen, mit Karte oder Kompass orientieren, die Vielfalt der Natur entdecken, Grenzen überwinden, sich gegenseitig helfen: Ein Paradies für Kinder und beste Voraussetzungen zum Lernen. Aber nicht nur zum Erlernen von Outdoor-Fertigkeiten – die Natur ist eine perfekte Umgebung für den ganz normalen Schulalltag. Das finden wir auch. Denn wir bei Fjällräven lieben die Natur und wollen, dass möglichst viele Menschen draußen Zeit verbringen. Deshalb unterstützen wir im Rahmen der Arctic Fox Initiative die Fortbildung des Deutschen Wanderverbands (DWV) „Schulwandern, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und draußen lernen“, damit mehr Kinder von dieser alternativen Form des Lernens profitieren können.

In Skandinavien gehört die Uteskole, die Draußenschule, schon seit vielen Jahren zum Alltag. Die Lehrerinnen und Lehrer gehen regelmäßig mit den Kindern raus, besuchen Natur- und Kulturorte und wechseln so den klassischen Frontalunterricht im Klassenzimmer mit einem interaktiven, entdeckenden und spielerischen Lernen ab. In Deutschland steckt diese neue Form des Lernens noch in den Kinderschuhen. Doch der DWV und von ihm ausgebildete engagierte Menschen wie Stefan Österle, Ausbildungsleiter Schulwandern und BNE, stecken viel Herzblut in das Projekt und wollen es langfristig in den Schulalltag integrieren: „Wir möchten dazu beitragen, dass die Natur und Erlebnisse im Außenraum fester Bestandteil des Schulunterrichts werden und Lehrkräfte animieren, mit ihren Klassen nach draußen zu gehen.“

Entfremdung von der Natur
Im Zentrum des Projekts steht der Spaß am Lernen und der Kontakt zur Natur. Stefan Österle begleitet seit 12 Jahren Lehrerfortbildungen und war schon mit vielen Klassen unterwegs. Er erzählt: „Ich treffe immer wieder Drittklässler, die mit mir zum ersten Mal in den Wald kommen.“ Die Aussage eines 9-Jährigen, der vom Ausblick über die Stuttgarter Weinberge begeistert war, ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Der Schüler sagte: „Ich wusste gar nicht, dass es so etwas Schönes gibt. Und das Schönste ist, es ist alles wirklich.“ In der gleichen Klasse äußerte ein anderer Junge beim Losgehen Bedenken: „Herr Österle, ich bin doch nicht verrückt, ich geh doch nicht in den Wald.“ Das sind natürlich extreme Beispiele und doch zeigen sie, dass die Menschen und ihre Kinder sich von der Natur und teils der Wirklichkeit entfremden. Nach einem Vormittag im Wald konnte Stefan Österle die 9-Jährigen überzeugen, wie schön der wirkliche Wald ist – voll mit Rehen und Wildschweinen, Dornen und Spinnweben, aber ohne gefährliche Zombies und Dinos. Sie kehrten mit ein paar Kratzern, schmutzigen Schuhen und um einige Eindrücke reicher nach Hause zurück.



Ein Schultag in der Natur
Wie schaut der Unterricht in der Natur aus? Ein typischer Draußentag mit Stefan Österle startet im Klassenzimmer mit dem Betrachten der Landkarte, damit sich die Kinder orientieren können und sehen, wo ihre Schule ist und wo es hingeht. Dann geht es nach draußen. „Wenn die Sonne scheint, versuchen wir die Himmelsrichtung herauszukriegen und ich zeige den Kompass.“ Danach dürfen die Kinder die Wege finden, die sie vorher im Klassenzimmer bestimmt haben. So lernen sie das Übertragen des Kartenbilds in die Wirklichkeit. Im Wald darf jedes Kind die Klasse einmal anführen und auch die befestigten Wege verlassen. „So stapfen wir dann im Gänsemarsch durch das Unterholz und kommen an die verschiedensten Orte, die ich teilweise selbst noch nicht gesehen habe.“ Die Kinder werden dazu animiert ganz leise zu sein, zu lauschen, das Erlebnis, mitten in der Natur zu sein, ganz bewusst wahrzunehmen. Unterwegs lernen sie verschiedene Pflanzen, Bäume, Vögel und Insekten kennen, sehen auch mal einen Hasen, ein Reh oder sogar ein Wildschwein und erleben so die Vielfalt der Natur.

„Genau das finden wir bei Fjällräven so toll an diesem Projekt. Unser Ziel ist es, mehr Menschen zu inspirieren, rauszugehen. Denn wir glauben daran, dass je mehr Zeit die Menschen in der Natur verbringen, desto mehr werden sie sie schätzen und lieben und dadurch begeistert, sich auch für die Natur einzusetzen,“ so Christiane Dolva, Global Sustainability Manager bei Fjällräven. Und wenn man ganz klein anfängt, umso besser!
Mathematik im Wald und lernen fürs Leben
„Aus unserer Sicht hat ein regelmäßiger Schulunterricht außerhalb des Klassenzimmers oder Bildung im Außenraum viele Vorteile gegenüber dem Unterricht, der nur drinnen stattfindet,“ sagt Stefan Österle. „Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen, für sich und andere. Man kann Kompetenzen verteilen, beispielsweise den einen bitten, die Fahrkarten zu kaufen und die andere, die Karte zu lesen und die Wege zu finden.“ So erleben die Kinder und Jugendlichen ihre Selbstwirksamkeit, sie werden zu Akteuren des Geschehens, eigenständig tätig und lernen an ganz konkreten Objekten. Das stärkt ihr Bewusstsein und die eigene Handlungsfähigkeit. Sie bekommen quasi Werkzeuge fürs Leben an die Hand.

An jedem Schulwandertag lässt Stefan Österle die Klasse die Höhe eines Baumes schätzen, die sie dann gemeinsam anhand des mathematischen Strahlensatzes bestimmen. Hier geht manchem Jungen oder Mädchen dann oft ein Licht auf: „Jetzt weiß ich endlich, wofür man Mathematik brauchen kann.“ Denn in der Draußenschule geht es nicht nur um Orientierung, Bewegung und Artenvielfalt, mit etwas Kreativität kann auch der ganz normale Schulstoff anschaulich vermittelt werden. Das bleibt dann oft länger hängen. Stefan Österle: „Wenn Lerninhalte an Erlebnisse geknüpft sind, werden sie im Gehirn tiefer abgespeichert.“ Und klar, wir alle wissen, wie gut es tut, Zeit in der Natur zu verbringen. Davon profitieren auch die Schulklassen, wenn sie draußen unterwegs sind. Bewegung an der frischen Luft, Schulung der Koordination, die Artenvielfalt vor der eigenen Haustür entdecken, in Teams zusammenarbeiten – das macht zufrieden. Die Lehrer berichten oft, dass die Kinder nach einem Tag in der Natur auch im Klassenzimmer viel ausgeglichener und aufmerksamer sind.
Ausbildung von Multiplikatoren
Die Idee vom Unterricht in der Natur finden viele Lehrer, Eltern, Direktoren und vor allem die Kinder gut. Leider hapert es, wie bei vielen Dingen, an der Umsetzung. Das will der DWV ändern. Ein wichtiger Schritt ist die Ausbildung von Multiplikatoren, die in den Fortbildungen lernen, wie Kinder in und mit der Natur unterrichtet werden können. In diesem Jahr wurden dank der finanziellen Unterstützung durch die Arctic Fox Initiative bundesweit sechs Tagesfortbildungen mit 90 Teilnehmern durchgeführt und anschließend 14 Multiplikatoren ausgebildet.

DWV-Geschäftsführerin Ute Dicks: „Der Deutsche Wanderverband setzt sich seit vielen Jahren für mehr ganzheitliches Lernen ein und fordert die Politik und Kultusministerien auf, sich hier zu öffnen und den Lernort „Draußen“ als perfekte Ergänzung zum Klassenzimmer anzuerkennen.“
Die Arbeit, die der Deutsche Wanderverband mit Kindern und jungen Erwachsenen leistet, passt genau zur Fjällräven Mission, Menschen für den Umgang mit der Natur zu begeistern. Christiane Dolva sagt: „Wir freuen uns, eine Organisation in ihrer Bildungs- und Projektarbeit zu unterstützen, um zukünftige Generationen in die Natur zu bringen und die Kombination von Bildung und Outdoor-Aktivitäten für mehr Kinder zu ermöglichen."
Die frisch ausgebildeten Multiplikatoren werden das Konzept in Schulen und an Kultusministerien wie auch DWV-Mitglieder in ganz Deutschland tragen. Denn dank der Initiative des Deutschen Wanderverbands und der Unterstützung der Arctic Fox Initiative haben sie das konkrete Handwerkszeug gelernt, um zu helfen, die Idee Stück für Stück in die Realität umzusetzen.
Erfahre noch mehr über andere Projekte, die wir mit der Arctic Fox Initiative unterstützen - hier auf unserem Foxtrail Blog.
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